LOGL kompetenzzentrum
einen ort schaffen, der in sich ruht: das neue bildungszentrum des landesverbands für obstbau, garten und landschaft e.v. (logl) ist mit der landschaft gebaut, nicht gegen sie. wie selbstverständlich fügt es sich ein in die tradition der schwäbischen streuobstwiesen, die es umgeben. staffelübergabe des gültigen ans heute für morgen, beschreibt architekt holger lohrmann sein arbeiten. die beiden gebäude, entworfen nach dem vorbild der historisch landschaftsprägenden holzscheunen, bringen das große thema holzbau ruhig und eindrucksvoll auf den denkbar aktuellen stand – und darüber hinaus.
das logl ist seminarraum, bibliothek, ausbildungsstätte, verwaltungsgebäude, schatz- und schaukästchen. vor allem aber ist es: der höchst inspirierende entwurf, wie wir mit und in der natur bauen können. „gebäude müssen sich für mich einfügen: in die vergangenheit, die gegenwart, die zukunft. sie dürfen assoziationen wecken und sich in den kontext einweben, als ob sie schon immer dagewesen wären“, beschreibt lohrmann seine haltung. am anfang jeden entwurfs steht für ihn und sein team daher intensive kultur- und baugeschichtliche spurensuche.
ein ruhiger rahmen
im logl, das von streuobstwiesen umgeben ist, waren diese spuren schnell gefunden. eine tradierte feldscheune – nutzerorientiert angepasst an die
bedürfnisse des logl. lohrmann und sein team nutzen dafür die gesamte bandbreite an möglichkeiten des zeitgenössischen holzbaus. die holzrahmenkonstruktion der gebäudehülle, die mehrschichtig aufgebaut ist, präsentiert sich nach außen über die sägerau belassene douglasie in drei verschiedenen formaten. im inneren schafft die verwendung von heimischer, astarmer weißtanne einen ruhigen rahmen. bei den vorgefertigten decken- und akustikelementen sowie dem in holz gefügten aufzugschacht wurden die möglichkeiten des industriellen holzbaus genutzt. gedämmt ist die gebäudehülle mit unterschiedlichen holzfaserprodukten, was den primärenergiebedarf sommers wie winters erheblich senkt. „wir haben materialien gewählt, die typischerweise seit jahrhunderten in bäuerlichen gebäuden verwendet werden, ergänzt durch bauteile aus präziser, industrieller vorfertigung “, erklärt lohrmann. und weil die konzeption so besonders ist, wird das projekt im rahmen des holz innovativ programms des landes baden-württemberg mit fördermitteln unterstützt.
ornamentales leuchten
die ruhe der beiden gebäude bildet den perfekten hintergrund für gezielt eingesetzte ornamentalik – etwa in den verschiebbaren scheunentoren, die als sonnenschutz dienen. sie durchzieht ein filigranes lochmuster, das sich in der fassade wiederholt. der effekt ist betörend: bei nacht leuchtet das gebäude förmlich von innen heraus. und tagsüber wirft die sonne ein feines muster in die räume.
holzvielfalt nutzen und erhalten
das logl inspiriert, mit der natur zu bauen, sich ihrer großen vielfalt an nadel-, laub- und obsthölzern zu bedienen. so zeigt das haus ganz nebenbei die große vielfalt an holzarten in baden-württemberg und die vielen möglichkeiten, wie sie eingesetzt werden können. verbaut und in szene gesetzt wurden nadelhölzer wie fichte, douglasie und weißtanne sowie laub- und obsthölzer wie apfel, walnuss, esche, birke und eiche. lohrmann sieht seine arbeit freilich nicht nur als beitrag zur wahrung der tradition der nutzholzverwendung aus streuobstwiesen und mischwäldern. er denkt weiter: „im bereich agroforst könnte dadurch zukünftig auch ein mehrwert für den erhalt und für die ökonomische nutzung der kulturlandschaft entstehen, das nicht nur für die verbandsmitglieder des logl von großem nutzen wäre.“
graue energie auf ein minimum reduzieren
nachhaltigkeit, das gilt für das logl auch in bezug auf regionale wertschöpfungsketten. „mit der wahl von regionalen ressourcen, hersteller:innen und handwerker:innen beschränkten wir den co2-ausstoß der grauen energie auf ein minimum“, berichtet lohrmann. um ressourcen primär und sekundär zu schützen, haben die architekt:innen seines teams jedes bauteil hinterfragt und nach dem prinzip der nachhaltigkeit optimiert – die handelsübliche grobspan-platte wurde so zum beispiel mit einer leimfreien gfm-version ersetzt. gfm (glue free massive) ist nicht nur raumklimatisch im vorteil, sondern kann bei einem rückbau schadstofffrei weiterverwendet oder dem natürlichen kreislauf zurückgeführt werden. graue energie einsparen, das erreichten die architekt:innen auch dadurch, dass sie den wertvollen massivholzanteil auf ein notwendiges maß beschränkten: die wände sind als holzrahmenkonstruktion, das dach als sparrendach und die decke als hohlkastendecke ausgeführt.
high tech und low tech
das logl ist nachhaltig, energieeffizient, kostenbewusst. durch den einsatz einer reversiblen luft/wasser wärmepumpe, einer pv- und minimierten, dezentralen lüftungsanlage mit wärmerückgewinnung erzeugt das logl die wärme und energie, die es benötigt, im gebäude selbst, ohne weitere emissionen auszustoßen – es ist nach kfw 55 standards demnach ein null-emissionen-haus. doch lohrmann ist auch in sachen wasser und wärme auf spurensuche. und kombiniert die neueste technologie mit bewährtestem low tech. eine regenwasserzisterne sammelt das anfallende niederschlagswasser, das dann bei der gartenbewässerung zum einsatz kommt. und auch technisch aufwendige fassadenschichten sucht man im logl vergebens – die architekt:innen haben sich für eine intelligente low-tech-lösung in form eines außenliegenden, flexibel verschiebbaren sonnenschutzes entschieden, der als zitat eines filigranen scheunentors gestaltet ist.
team: caroline thaler, mareike richter, franziska heller, stefanie larson, holger lohrmann
fotos: volker schrank